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Hausärztemangel: Deutschland und die Schweiz im gleichen Boot
Eine Umfrage der Bertelsmann-Stiftung unter Hausärzt:innen in Deutschland zeigt: Der grosse Nachbar steht bei der ärztlichen Grundversorgung vor den gleichen Herausforderungen wie die Schweiz. Ein Blick über die Grenze.
Ein Viertel der in Deutschland tätigen Hausärzt:innen hat vor, in den nächsten fünf Jahren die Praxistätigkeit aufzugeben. Das zeigt eine kürzlich publizierte Studie der Bertelsmann-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Institut für Gesundheitsversorgungsforschung und Klinische Epidemiologie der Philipps-Universität Marburg. Damit steht die ärztliche Grundversorgung in Deutschland vor vergleichbaren Problemen wie die Schweiz, denn da wie dort bilden die Universitäten zu wenig ärztlichen Nachwuchs aus, um die sich abzeichnenden Abgänge und die niedrigere Workforce zu kompensieren.
In den nächsten fünf Jahren drohe sich die Anzahl fehlender Hausärzt:innen in Deutschland deshalb zu verdoppeln, schreiben die Autoren. Viele Hausärzt:innen wollen zudem ihre Arbeitszeit reduzieren, durchschnittlich um zweieinhalb Stunden pro Woche. Dabei hat sich die durchschnittliche Wochenarbeitszeit, so berichtet die Studie, in den letzten Jahren laufend verringert, von 57.6 Stunden pro Woche im Jahr 2012 auf 44 Stunden.
Weniger Bürokratie macht den Beruf attraktiver
Und eine weitere Parallele zur Schweiz findet sich in der Erhebung von Bertelsmann: Die befragten Hausärzt:innen verbringen nur rund 80 Prozent ihrer Zeit für Patient:innen. Der Rest geht vorwiegend auf administrative Aufgaben. «Veränderte Abläufe, die zu weniger Verwaltungsaufgaben und kürzeren Arbeitszeiten führen, können massgeblich dazu beitragen, Hausärzt:innen im System zu halten: Die Mehrheit der Befragten, die aus der hausärztlichen Tätigkeit aussteigen wollen, kann sich vorstellen, unter bestimmten Bedingungen länger im Beruf zu bleiben als geplant. Am häufigsten nennen sie dabei weniger Bürokratie als Voraussetzung, viele wünschen sich zudem geringere und flexiblere Arbeitszeiten», schreiben die Autoren.
Auch in der Schweiz ächzen immer mehr Ärzt:innen unter der zunehmenden bürokratischen Anforderungen im Zusammenhang mit der Praxistätigkeit.
Mehr zur Bertelsmann-Studie gibt es -> hier.